A bissele Lebens-Philosophie


Das unbedachte Wort


Es ist so schnell soviel kaputt
sagst du ein unbedachtes Wort
das einen andern tief verletzt.
Er dreht sich weg - geht von dir fort.

Und du stehst da und siehst ihm nach;
er dreht sich nicht einmal mehr um.
Du kannst es nicht begreifen und
du fragst dich hundertmal: "Warum?"

Warum nur sprachst du dieses Wort?
Warum tatst du uhm weh?
Und warum kann es nun nicht mehr
so sein wie eh und je?

Warum geht er ganz einfach fort?
Ihr hattet euch doch lieb!
Du wolltest gar nichts sonst so sehr
als daß er bei dir blieb.

Warum gehst du ihm denn nicht nach
und sprichst ein Wort: "Verzeih!"?
"Verzeih mir, ich bereue es sehr!
Kehr bitte wieder um und sei

mir wieder gut. Ich will mein Wort
in Zukunft mehr bedenken.
Bleib da und hab mich wieder lieb -
ich will dich nicht mehr kränken!"

Sag' dieses Wort. Sag' es ganz schnell.
Sag' es bevor er geht.
Es ist so schnell soviel kaputt -
und plötzlich ist's zu spät!


Es fallad so viel Tüara zua

Es isch em Kloina wia em Groaßa,
ma duat anander allweil weah.
's will neamad auf da Andra losa,
drweil wär's Leaba doch so schea,

wenn allz a bissle netter wär —
a jeder zua am jeda —
wenn ma, statt bölla hie und her,
dät mitanander reda.

Es isch em Groaßa wia em Kloina,
's isch en dr Welt so wia dahoi.
Es gäb it so viel Weah und Woina,
warum gaut's denn it, wia i moi?

Jeds muaß des Seine drzua dua,
dass's scheaner weart und wärmer.
Es fallad so viel Tüara zua —
und d Welt weard allweil ärmer.


Still und leise

Still und leise,
auf geheimnisvolle Weise,
gehorchend einer großen Macht,
weicht der Tag der Nacht.

Still und leise
gehn die Sternlein auf im Kreise,
strahl'n in ihrer goldnen Pracht
und es ist schon dunkle Nacht.

Still und leise
geht der Mond nun auf die Reise,
hält getreulich sich're Wacht
über uns, in dunkler Nacht.

Still und leise
schlummre, Weltall, nun und preise
so des Schöpfers große Macht
in der klaren Sternennacht.

Still und leise —
sehnsuchtskranke Seele, gleise
auf des Traumes Flügeln, sacht
in das Wunder einer Nacht.


Tausendmal der Hoffnung Licht

Träumen unterm Sternenzelt,
nichts sonst um dich — weit und breit.
Weit entrückt der lauten Welt —
sternenklare Einsamkeit.

Tausend Sonnen, Monde, Sterne,
tausendmal der Hoffnung Licht.
Weit entrückt — in großer Ferne —
und doch stirbt die Hoffnung nicht.

Hoffnung braucht der Mensch alltäglich,
nur ein kleines Fünkchen Licht.
Glauben muss er — und nicht kläglich
jammern: „Nein das schaff ich nicht!“

Glimmt ein Sternlein, brennt ein Lichtlein
irgendwo auch, Mensch für dich.
Such es, find es, kleines Wichtlein,
dann stirbt Glaub' und Hoffnung nicht.

Glauben an den Sinn des Lebens,
hoffen auf ein bisschen Glück,
lieben — es ist nie vergebens —
und die Freude kehrt zurück.


Allaweil a bissle weiter...

Alle Dag a bissle weiter,
Schtuaf fiar Schtäpfale bergauf,
gaut es auf der Himmelsleiter.
Des isch unser Lebenslauf.

Alle Wuch a bissle älter,
selber merkt ma des gar it.
D Fiaß und d Finger wearad kälter
und behäbiger der Schritt.

Alle Maunad a weng gscheider.
's Leaba brengt oim vieles bei.
Denksch au manchmaul: „Leider, leider...“
 fällt dir Ebbes nemma ei.

Alle Jauhr a bissle weiß(s)er,
auf'm Kopf und en eahm drinn.
Allz, was laut war, weard iatz leiser
und du nemmsch allz besser hin.

Duasch de en dei Los ergeaba,
gausch zua allz iatz auf Distanz
und erkennsch: Des war dei Leaba,
earscht wenn's rum isch, nau isch ganz.


Das Glück der Welt


Das Glück der Welt —
          mein Kind es hängt
an einem seid'nen Fädchen.

gib acht, es reißt
          ganz schnell und dann
bist du ein armes Mädchen.

Das Glück der Welt —
          ich wünsch' es dir
auf allen deinen Wegen,

streng' dich drum an —
          erring es dir —
dann kommt es dir entgegen.

Das Glück der Welt —
          scheint es dir auch
du hättest es verloren,

das Glück — das Leid —
          der Menschen Los
wird täglich neu geboren.

Das Glück der Welt —
          mein Kind es liegt
in deines Gottes Händen,

halt dich an Ihn —
          dann wird er auch
das Glück nicht von dir wenden.


Verhasstes geliebtes Leben du

Der Tag geht zu Ende, er ist erfüllt.
Schaffenslust und Drang und Pflicht sind gestillt.
Es umfängt dich die Kühle, die Stille der Nacht
und sie schenkt, nachdem du dein Tagwerk vollbracht,
dir wohlverdiente erquickende Ruh' —
so glaubst du, so hoffst du, Törichter, du!

Denn wenn du versäumst, dich von allem zu lösen,
von allen Ereignissen, guten und bösen,
von allen Sorgen und Lasten und Mühen des Lebens,
dann hoffst auf erholsamen Schlaf du vergebens
und findest auch nachts nicht Friede und Ruh' —
was glaubtest du, hofftest du, Törichter, du?

Die wildesten Träume schrecken dich auf
und türmen vor dir wie Berge sich auf.
Du schuftest und quälst dich oder freust dich auch weiter
und bist, je nach dem dann, verzagt oder heiter
und wünschst dir nur eines: Gib' endlich Ruh' —
verhasstes, verrücktes, banales, bedrücktes
und doch über alles geliebtes, beglückendes Leben, du!


Auf oimaul isch allz anderscht

Was isch der Mensch voll Jaumer,
voll Umuaß und voll Hetz.
Was haut ear fiar an Wuisl,
fiar oberflächlichs Gschwätz.

Wia haut ear's schtreng und wichtig
und schiar fiar gar nix Zeit,
er fend't des au no richtig,
als gäb's koi Ewigkeit.

Auf oimaul isch allz anderscht,
auf oimaul haut er Zeit —
und muaß voll Schmerz erkenna:
Der Weag isch nemma weit!

Iatz gaut er wuidle in sich
und denkt: Was nemm i mit?
Denn allz, was hean so wichtig war,
des zählt ja deana it.

Voll Demut seit er: Herrgott,
i bi a armer Ma,
doch bitt i Sünder, nimm mi,
so  wia d mi gmacht hausch, a.

Allz was it recht, was schlecht isch,
vergib mir's und verzeih —
und lass mi, wenn's voarbei isch,
bei dir en Himl nei.


Wie ein bunter Regenbogen


Sieh' den bunten Regenbogen,
riesengroß und mächtig,
rot und blau und grün und gelb,
schillernd, farbenprächtig.

Herrlich leuchtend wölbt er sich
über Feld und Gassen;
wunderbar, zum Greifen nah,
und doch nicht zu fassen.

Ost und West verbindet er,
als wär die Welt genesen.
Wie er kam, so schwindet er,
als wär er nie gewesen.

Nur wenn, während es noch regnet,
auch die Sonne wieder scheint,
kann es dieses Schauspiel geben.
ieh', der Himmel lacht und weint.

Wie ein bunter Regenbogen
so ist auch unser Leben.
Wir kommen, sind, vergehen wieder,
als hätt's uns nie gegeben.

Lasst uns den Bogen sinnvoll spannen
über diese, unsre Zeit.
Wir münden, wie der Regenbogen,
im Meere der Unendlichkeit.