Bei uns dahoim und um uns rum
Mei iatz weards abr Friahleng!
Mei iatz weards abr Friahleng!
Guck na wia d Sonna lacht
und los wia d Vögl singan.
Iatz kommt er a mit Macht.
Mei iatz weards abr Friahleng!
Dr ganze Schnea isch weck.
Bloß ab und zua, am Waldrand
leit no a kloiner Fleck.
Mei iatz weards abr Friahleng!
D Schneaglöckla send scha dau,
Gensbleamla und Badengala
und d Veigala, so blau.
Mei iatz weards abr Friahleng!
Und d Wiesa wearad grea.
Und alles schtrotzt voar nuier Kraft.
Und d Welt weard wieder schea.
Mei iatz weards abr Friahleng!
Allz schöpft mea nuia Muat.
Au dear, deans arg am Kittl haut,
hofft, iatz weards nau mea guat.
Mei iatz weards abr Friahleng!
En Wald und Flur und Au
geits nuia Kraft und nuia Saft.
Sag Alterle - gschbürsch’s au?
Mundart ist Heimat
Mundart isch it blos schwäbisch schwätza.
Mundart, des hoißt viel mehr.
Sie sagt, wod deine Wurzla hausch.
Ma merkt glei: Dau bisch her.
Mundart isch dei Visitenkarte.
Dau gibsch di jedem z kenna.
Und wennd im Schwaubaland dahoim bisch,
nau laß di Schwäble nenna.
Mundart ist Heimat, Vaterland,
ist Muttersprache, Elternhaus,
ist Liebe, Glück, Geborgenheit,
das alles drückt sie aus ...
...wenn man sie pflegt und sorgsam hütet,
kurzum, wenn man sie einfach liebt,
wenn man im Ausdruck seiner Sprache
Einblick in seine Seele gibt.
Drum laß di, wennd aus Schwaben kommsch,
na ruhig Schwäble schimpfa -
und laß di it, aus falscher Scham,
mit fremdem Serum impfa.
Bleib was du bisch, von Afang a.
Sei ruig a bißle schtolz,
wenn ma glei merkt, du bisch a Schwaub;
des isch it ’s schlechtescht Holz.
Bleib allaweil und überall
dr Hoimat treu und au dir sell.
Ma ziacht it ibr an Rauhaardackel
a sammetwoiches Katzafell.
Verschtell di und entschtell di it,
blos daßd de andre besser gfallsch.
Du wearsch it besser und it scheaner
wennd gscheider duasch. Du wearsch blos falsch.
Lektion eins: „le“
A bißale Schwäbisch für Preußen, Nordlichter und sonstige Ausländer
Du sagsch, dr Schwaub dät mit seim „le“
allz so auf niedlich macha,
vernettala, verheisala,
au groaße, ernschte Sacha.
Des isch it wauhr. Wenn du des moisch
verschtausch uns Schwauba it.
Und wennd dean Underschied it kennsch
nau hausch a Defizit.
A Kiachle isch ganz ebbes anders
als wia a groaßer Kuacha.
Dia Feinheita, dia hausch bald raus.
Du muasch se hald versuacha.
A Busserle isch ebbes anders
als wia a hoißer Kuß.
Am rechta Platz zur rechta Zeit
isch beides a Genuß.
A Busserle kasch jedem gea
deand magsch, dau geisch de z kenna.
Beim hoißa Kuß muasch Obacht gea,
dau fangts leicht a zum brenna.
A so a netts kloins Fuierle
desch gmiatlech und macht warm.
A hoißa Gluat am falscha Fleck
verbrennt de, macht de arm.
I kriag zwar blos no Busserla.
De andre wearad rar.
Doch woiß i no, wia’s gwesa isch,
als i no jünger war.
Au Schbatza send ganz ebbes anders
als wia echte Schbätzla.
Wennd dia guat machsch nau mundat se
wia d Busserla und d Schmätzla.
Kennsch iatz da feina Underschied?
Dau brauchsch a schwäbischs Gschbür.
Wenn du als Breiß des hald it hausch -
mei, dau kasch nix drfür!
Schtreng di drum a, gib dr a Müah,
uns Schwauba zum verschtau.
Nau kommsch von selber drauf was’s hoißt:
„Gau, schtau und bleiba lau!“ .
Du derfsch scha bleiba was du bisch,
du brauchsch koi Schwäble weara.
Wennd umgau kasch mit Schwaubaleit
mag ma di trotzdeam geara.
Und findsch a Schätzle und denksch dir:
Was i iatz fühl, des sag i,
nau sag schtatt: „Schatz, ick liebe dir“,
„Schatzale, i mag di“!
Holderkiachla
Holderkiachla geits em friaha Sommer,
wenn dr Mai ens Land gaut
und dr Holder bliaht,
wenn de ganz Welt schtrotzt
voar Kraft und Scheaheit
und dr Holderduft en d Nies naufziaht.
Schea isch so a Holderschtrauch em Bliaha
und waud nagucksch bliahtr, weiß und groß
und sei Duft isch herb und oigaartig
und nau fällt’s mir ei und laut mi nemma los:
Muatr, iatz muasch Holderkiachla bacha.
Holderkiachla send a Gaumaschmaus.
Leit und Kendr, alle megads geara
und dr Holderkiachladuft ziacht se ens Haus.
Holderkiachla send wia Schwaubamädla:
herzhaft, knuschbrig, duftig, herb und siaß.
Wenn’s Holderkiachla geit
brauchsch gar nix anders,
dau vergessad d Männer ’s Fleisch und ’s Gmias.
Bei de Holderkiachla und de Schwaubamädla
muasch, bis’s zeitig isch, geduldig warta.
Holderkiachla, des woisch sell,
dia kasch bloß bacha,
wenn dr Holder en dr Bluah schtaut,
duß em Garta.
Wennd it wartesch, bei de Mädla
und beim Holder,
brengsch de selber um da richtiga Genuß.
Holderkiachla, knuschbrig, siaß-herb, duftig,
send wia a erschter, zarter, junger Kuß.
Schwaubamädla send wia Holderkiachla.
Derfsch it giarig glei nauch viele hascha.
Muasch’s ganz behutsam, mit Gefühl verkoschta.
So ebbes Feins derf ma it bloß vernascha.
Heimat, was ist das? Und wo?
Wo bin ich zu Hause?
Wenn ich in Amerika bin,
ist meine Heimat Europa.
Wenn ich den großen Teich
wieder überquert habe,
ist meine Heimat Deutschland.
Wenn ich in Hamburg gestrandet,
oder in Frankfurt gelandet bin,
ist meine Heimat Bayern.
Und wenn ich in München
aufgesetzt habe,
ist Schwaben meine Heimat.
Wenn ich über den Lech,
beziehungsweise die Iller
oder die Donau kommend,
wieder schwäbischen Boden
unter den Füßen habe,
wenn ich in Augsburg
oder Landsberg
oder Krumbach
angekommen bin,
bin ich immer noch nicht zu Hause.
Hab’ ich die Landkreisgrenze überfahren,
bin ich zwar dem Ziele nah, sehr nah,
aber noch nicht daheim.
Erst wenn ich Staudenschilder seh’,
dann weiß ich: Ganz in meiner Näh’
ist Heimat, Glück, Geborgenheit,
Sehnsuchtsziel und Zufriedenheit.
Erst wenn am Ortsschild Fischach steht,
wenn d’ Straß’ über die Brücke geht,
wo Erk und Neufnach sich verbinden
und Schmutter werden, kann ich künden,
und ich ruf’s frohen Herzens aus:
„Jetzt, liebe Seele, jetzt bist z’haus!“
Fischacher Weinfest
War das heut’ ein Jubilieren.
Wie hat’s geklungen durch den Saal.
Ein Singen und ein Musizieren,
wunderbar, phänomenal.
Dabei war doch heut gar kein Wettstreit.
Nicht um den Besten ist’s gegangen.
Ein Weinfest voller Fröhlichkeit
und Sinnesfreud’ hält uns umfangen.
Ich möchte einfach Danke sagen,
allen, die heut’ sind dabei,
die zum Frohsinn beigetragen,
hier, mit ihrer Singerei.
Ich möchte gratulier’n und wünschen,
daß diese Freud’ euch nie vergeht,
daß in-sich-, vorwärts-, aufwärts-schauen
euch stets im Vordergrunde steht.
Daß Lebensfreud’ und Optimismus
alles Arge überwiegen,
daß das Gute und das Schöne
stets das Böse mög’ besiegen.
Wo man singt, da laß dich nieder.
Singen macht die Herzen frei.
Böse haben keine Lieder,
drum sind sie hier nicht dabei.
Freunde, laßt das Glas uns heben!
Wir stoßen auf die Freude an!
Im Wein liegt Wahrheit und liegt Leben.
Wir pfeifen auf den Baldrian!
Denn der Baldrian schmeckt bitter
und bitter macht die Stimmung bang.
Hebt das Glas, ihr Sangesritter!
Ein Hoch auf Wein, Weib und Gesang!
Zum Fischacher Weinfest des Männergesang-
vereins Liederkranz am 30. Oktober 1993
Meine liabe Aretsriader Schütza
Was isch ui denn dau eigfalla?
I kanns allweil noit recht fassa.
Womit wollts ihr des begründa?
Und wia sollt des zammabassa?
I war nia a Schützaliesl,
bin koi Mitglied im Verein,
hau mi nia em Schiaßa gmessa
und soll Ehrenmitglied sein?
Daß i ui dia Versla gmacht hau
war a Selbstverständlichkeit.
Und daß ihr mir dean Auftrag gea hand
haut mi ehrlich richtig gfreit.
Klar haut’s au a weng a Müah gmacht,
daß se wearad, wia ses gheart,
und daß se au richtig gsagt wearn,
was nix koscht, isch au nix weart.
Daß allz klappt haut und au gfalla,
haut mi sell am meischta gfreit,
und es isch mir Lohn gnua gwesa.
Mir warad quitt, ihr liabe Leit.
Also fraug i ui ganz ehrlich:
Leit, wia komm i zua der Ehr?
Ablehna hau mi it traua,
doch ‘s Anemma fällt mir schwer.
Es war doch bloß em Scherz so higsagt:
„Wenn i stirb, kommts mit dr Fahna“.
Daß ihr des so wörtlich nemmad,
konnt ja wirklich neamads ahna.
Deand’s ui nomaul überlega,
es isch iatz allaweil no Zeit.
Daß ihr’s überhaupt erwoga
war Ehr gnua und haut mi gfreit.
Wenn ihr trotzdeam drbei bleibad
nau soll’s en Gotts Nama hald gschea.
Verantworta miaßt’s ihr des selber
und i laß’s über mi ergeha.
I will mir Müah gea, daß i’s wert bin
und daß i se verdean, dia Ehr.
I mag ui au glei no viel liaber,
weil i iatz richtig zua ui ghear.
Dr nuie Nepomuk
an Fischach’s Schmutterbruck
Bei uns in Fischach geit’s iatz mea,
neabr dr Schmutterbruck,
a nuis Bildstöckle, kloi und schea,
an heiliga Nepomuk.
Es haut scha friaher maul oin geba,
des isch alle Leut bekannt.
Doch irgendwann isch der verschwunda,
wia von Geischterhand.
Bedank mr uns fiar des guat Werk
beim Damen-Kegelclub Charmant,
daß se dean guata Eifall ghett
und uns dean gstiftat hand.
Was haut se wohl drzua bewoga?
Was isch dr wahre Grund?
I denk, es isch a Dank- und Bittschea,
fürn Hoimweag in dr Goischterschtund.
Es laurad ja am Wald- und Weagrand,
woiß Gott, so vielerloi Gefahra.
Dr Herrgott und dr Nepomuk,
dia mögad sie davor bewahra.
Daß se it vom Weag a’kommad,
oder gar im Holz verirrad,
wo neabr bease Huarabuaba
d Buschlberg-Nachtgoischter schwirrad.
Daß se guat über d Bruck num kommad,
wenn se au maul schwankad, hinkad.
Daß se it über’s Gländer fallad
und in dr reißenda Schmutter versinkad.
Sie hand bewiesa, sie hand no
in Kopf und Herz da rechta Glauba,
an Gott und seine Noathelfer.
Dean land se sich von neamad rauba.
Mög unser nuier Nepomuk
alle dia eam da dra begegnad,
em Herrgott zuafüahra, end Hand gea,
daß er sie beschützt und segnad.
Schtaudabähnles Tod
Iatz isch’s Schtaudabähnle gschtorba.
So war’s ja au koi Leaba mea.
Ganz systematisch haut ma’s a’gwürgt.
Dau ka’s koi Fortleaba mea gea.
Da earschta Zug und au da letschta
haut ma raus vom Fahrpla gschtricha,
haut leere Zügla drfür eigsetzt
und so an Nauchweis sich erschlicha
daß ma’s oifach, au wenn’s arg isch,
nemma fahra lassa ka.
’s muaß weg vom Fleck, es muaß verschwinda,
au wenn ma’s no so geara ma.
Ma haut des Defizit nauftrieba
mit Bahnschranka aus Fleisch und Bluat,
mit Sechs-Mann-Schienenräum-Kommandos,
weil’s oiner, der dau sitzt, it duat.
I will iatz nemma proteschdiera.
I guck deam Dreiba lang gnua zua.
I moin, es hätt it schterba miaßa,
es hätt’s fiar d’ Schtauda no lang doa.
I woiß zwar scha - bin it vermessa -
daß mei Moinung dau nix zählt.
I sag trotzdem daß’s oifach schad isch,
und daß mir’s Schtaudabähnle fehlt.
Gemeinderatssitzung
Leut, vertrags euch, haltat zamma.
Da Frieda muaß ma ernschthaft wölla.
Deand konstruktiv mitnander reda
und it glei aufbrausa und bölla.
It alles was von andrer Seita
voargschlaga weard isch oifach schlecht.
Deand ehrlich aufanander losa,
manchmaul haut au dr ander recht.
Zwar derfad d Köpf ui scha maul raucha.
Von nix kommt nix, des isch ganz klar.
Doch nau muaß ma a Lösung finda,
sinnvoll und brauch- und annehmbar.
I woiß scha, desch oft it ganz oifach,
doch was nix koscht isch au nix wert.
Send a’schtändig und nett mitnander.
So wia se’s hald ganz oifach gheart.
I möcht heit maul schtatt kritisiera
ui fiar uira Arbad danka,
möcht um uire heuße Köpf rum
heit a Loorbeerkränzle ranka.
Deand friedlich mitanander schtreita.
Allz haut zwoi Seita, guat und schlecht.
Deand mitanand de bescht rausfinda
und nau umsetza. Machads recht!
Was isch Kultur?
Kultur- und Heimattage geit’s mea.
Sie werfad d Schatta scha voraus.
Sie schtandad, d Zeitung hauts berichtet,
au anno dreianeunzg ins Haus.
Sie hand, so haut ma leasa kenne,
an regelrechta, Schtreit entfacht,
zwischa de Kreis-Kultur-Experta.
Ma haut Kultur, des wär doch glacht!
Was isch Kultur? Des möcht i wissa,
drum nimm i’s Lexikon ind Hand.
Deands au, ihr gscheide, dumme Siacha,
und schtreitad it so umanand.
Auf viele Seita ka ma’s leasa
was alles isch und hat Kultur,
in Kunscht, in Kopf- und Herzensbildung,
in Stilepochen und Natur.
Geand Obacht, Leut, es geit au viele
mit Sachverschtand aus Litratur.
Hand d Gscheidheit mitm Löffel gfressa
und hand trotzdeam it viel Kultur.
Zwiegespräch am Grabe
Würdigung zum 100. Todestag von Hyazinth Wäckerle
I hau a bißle nauchschtudiert
en de vergangne Wocha
über da Hyazinth und mi.
Hau mir da Kopf zerbrocha
was i verzähla könnt von eam
und woiß von seine Gschichtla.
I ka blos saga, daß mi gfrei
an Versla und Gedichtla.
An deam, was von eam blieba isch,
au no nauch hundert Jahr.
I hau sei Schbur verfolgt wia i
bei eam am Gräble war.
Des liegt no gar it soweit zruck.
Es war grad voar sechs Wocha.
Dau hau i mit eam Zwieschbrauch ghalta
und er haut zua mir gschbrocha.
„Es isch zviel Umuaß“ hautr gsait,
„was ihr um mi dau machad
Mir isch scha gnua, daß’s d Leit no freit,
daß s’ mit mir heinad, lachad“.
Es freit ean, haut er mir verrauta,
daß mir sei Hobby pflegat,
daß mir uns geand, so wia mir sind,
und daß mir anand megad.
Daß mir koin Neid hand aufanand,
daß jeder isch er sell.
A jeder haut sein oigna Grend
und au sei oiges Gschtell.
Ma muaß an jeda oifach so,
wia er sell sei will, lau,
dr Reich-Ranicki liest’s ja it
und isch gottlob it dau.
’s muaß jeder bloß en seine Schua
und en sei Haut neibassa.
Und haut er ’s Herz am rechta Fleck
nau soll man au so lassa.
„Warum nennsch du di Wäckerle?“
Des wollt i nau no wissa.
„Wenn ma it zua seim Nama schtaut,
des hoißt ma doch d Leit bsch...ummlad.“
„I war“, so sait er drauf zua mir,
„allzeit ein wackrer Schwabe.
Ein wackrer Schwabe fürcht sich nit,
auch nicht, in seinem Grabe.
Send au so echt, ihr Schwaubaleit,
so ehrlich, treu und wacker.
Was heit so rumlauft auf dr Welt
des sind oft arme Racker.
Sie drauad sich doch oftmauls it,
des, was se miaßdad, saga,
voar lauter Angscht, es könnt se wer
drfür auf’s Maul naufschlaga.“
Und nau sait er: „Was fällt ui ei,
’s isch z’viel des Lobs, der Ehre.
Mir klinglad d Oahra, send it bäas,
wenn i mi iatz beschwere.
Ihr hand mir a scheas Denkmal gsetzt
und hand globhudlad gnua.
Machad’s sell recht und leabad recht,
und land mir iatz mei Ruah.
Machad’s sell recht; schtrengad ui a,
denn des isch uier Zeit.
I war, ihr wisst’s, a Kind von nächt,
okay - doch heit isch heit.
Heit send ihr dra. ’s isch uier Welt.
Und was ihr aus ihr machad,
des machad so, daß’s schbäter au
no Kinder geit, dia lachad.“
Ganz schtill gang i vom Friedhof naus,
gang weg von seinem Grabe.
„I dank dir für dia guata Schtund,
du liabr wackrer Schwabe.“
Wenn a Mensch koi Hoimat haut
Wenn a Mensch koi Hoimat haut,
nau isch er übel dra.
Wenn er it woiß, wau na er gheart,
isch er a armer Ma.
Er muaß verwaxa sei, ganz fescht,
em Hoimatboda denna.
Wenn oiner koine Wurzla haut,
wia sollt er leaba kenna?
Woher sollt fiar dean arma Tropf
wohl Nahrung komma, Kraft,
wenn er it diaf verankert isch,
dau wo er leabt und schafft.
Zwar muaß er scha maul naus und fut.
Wer it futgaut, kommt it hoi.
Doch wenn er woiß, wo na er gheart,
nau isch er nia alloi.
Versetz dich mal hinein
Versetz dich mal hinein in einen Blinden,
der alles nur erfühlen und ertasten kann.
Versetz dich mal hinein in seine Seele;
sieh’ dir die Welt mit seinen Augen an.
Versetz dich mal hinein in einen Lahmen,
der seine Beine nicht bewegen kann.
Versuch’ einmal, ein Stück mit ihm zu gehen;
steig einmal ein wie er in eine Straßenbahn.
Versetz dich mal hinein in einen Tauben,
der gar nichts hört, was um ihn her geschieht.
Zwar stört ihn nicht der laute Lärm des Alltags;
doch niemals hört er eines Vögleins Liebeslied.
Versetz dich mal hinein in einen Stummen,
der sein Empfinden nicht in Worte fassen kann.
Der niemals sagen kann, was er zu sagen hätte.
Versuch’ es mal; leih’ ihm dein Ohr und hör’ ihn an.
Versetz dich mal hinein in einen Fremden
der es zuhause nicht mehr ausgehalten hat.
Der herausgerissen, fortgejagt, entwurzelt wurde
und hier sein möchte nun, an Heimats statt.
Versetze dich hinein in einen Sterbenskranken,
der nur das Ende seines Daseins vor sich sieht.
Der nicht begreifen kann warum gerade ihm jetzt,
mitten im Leben, diese Grausamkeit geschieht.
Und dann - dann hadere mit deinem Schicksal!
Wag’ es, zu sagen, daß dein Leben sich nicht lohnt!
Nimm’s an, dein Kreuz, es ist lang nicht das Schwerste
und sieh’ den Silberstreif am fernen Horizont.